Projekt Theater

Berichte

Dahin wie ein Schatten – aus dem Schatten ins Licht

Ein performatives Theater-Labor des Erinnerns an drei Wochenenden im Herbst 2021

Eine leere Halle wird über drei Wochenenden gefüllt. Mit Geschichten, Fakten, Leben. Ein ganz persönliches Reenactment jüdischen Lebens im Jahre 2021

Die Recherche und Erlebnisinsel. Geschichte erleben und erfahren.

Zwei Lübecker Jugendliche, Hermann und Hanna Mecklenburg, werden 1942 von den Nazis deportiert und in Auschwitz ermordet. Weil sie Juden sind. Weil man sie nicht wollte. Wie viele andere unschuldige Menschen während des Nationalsozialismus auch. Gemeinsam mit den Lehrer*innen Günter Knebel, Uta Düppe und Andrea Finke-Schaak, der Theaterpädagogin Janina Blohm-Sievers sowie der Filmemacherin Katharina Spuida-Jabbouti haben die Jugendlichen über mehrere Wochen hinweg hinter Zahlen und Fakten geschaut, ausgehend vom Schicksal der Geschwister Mecklenburg einen Überblick über jüdisches Leben allgemein und in Lübeck im Besonderen erhalten, ihre ganz persönliche Mindmap erstellt und das Erfahrene mit ihren eigenen Lebenswirklichkeiten zusammengebracht. Textauszüge, Tagebucheinträge, Bilder/Plakate/Musik aus der Zeit, ist hier eingeflossen. Ein Erlebnisraum entstand, gefüllt mit Geschichten, Schatten bekommen Namen und Gesichter werden ins Heute gebracht. Die Jugendlichen haben sich mit Sprache, Materialien und Beziehungen auseinandergesetzt. Szenisches Schreiben, theatrales Tun, körperliches Eintauchen in Texte waren nur einige Praxis-Module der Wochenenden, um Geschichte in heutige Lebenswelten zu übertragen, filmisch dokumentiert wird diese Spurensuche von der Filmemacherin Katharina Spuida-Jabbouti.

Auf Spurensuche in Lübeck.

Gemeinsam mit den Jugendlichen hat sich das Gestaltungsteam auch auf konkrete Spurensuche in der Stadt Lübeck begeben. Die Stolpersteine, die Synagoge, das Elternhaus der Geschwister Mecklenburg und der anderen vergessenen jüdischen Kindern und Jugendlichen waren Stationen der Erinnerungssuche. Wie kann man scheinbar Vergangenes und Vergessenes wieder bewusst machen? Welche Schicksale verbinden sich hinter Hausnummern? Welches Leid hinter Schwarz-Weiß-Aufnahmen? Eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit Geschichte, mit performativen Mitteln haben die Jugendlichen auch Lebensgeschichte in den öffentlichen Raum gebracht. Steine mit persönlichen Botschaften wurden überall in der Hansestadt Lübeck verteilt, die an jüdisches Leben in den Mauern der Stadt aufmerksam machen sollten.

Was hat das mit DIR zu tun?

Was machen diese gesammelten Geschichten mit mir? Und was bedeuten sie für unser Zusammenleben in der Gesellschaft heute? In einer Video-Box haben die Jugendlichen gemeinsam mit der Filmemacherin Katharina Spuida-Jabbouti auf diese und viele weitere Frage antworten können, persönlich und ganz direkt.

Dem Schatten einen Ort geben.
Ein Erinnerungsmal.

Während des Theater-Labors wurde die Gruppe Jugendlicher vom Bildhauer Winni Schaak begleitet. Die Jugendlichen haben die Möglichkeit, sich über die Bildende Kunst mit dem Thema der Erinnerungskultur auseinanderzusetzen, am Ende wird der Künstler Winni Schaak aus den Ideen der Jugendlichen Erinnerungsmale erarbeiten, welche in den Schulen und in der Hansestadt Lübeck aufgestellt werden sollen.